Das gibt es nicht!
Das sollte es nicht geben. Aber bei meinem
Glück kommt es doch immer wieder vor!
Katastrophentage
Ah je, aber von vorne. Gestern sollte mein erstes Gespräch nach meiner letzten Entlassung aus der Mühle stattfinden. Jub,
sollte. Also, dass lief dann so:
Ich musste natürlich schon viel früher los, als ich den eigentlichen Termin hatte. Um halb zwölf bin ich, nach einer viel zu warmen Dusche und keiner Tasse Kaffe, losgegangen, zum Bahnhof. Da wir inzwischen keine Ferien mehr haben, war mein Ticket natürlich um diese Uhrzeit noch nicht gültig. Ich habe ein Junior-Ticket, das ist in der Schulzeit ab 14 Uhr gültig, an Wochenenden, Feiertagen und Ferien schon ab 9 Uhr. Aber,
keine Ferien mehr. Also schnell rein in die Bahn und ein Ticket kaufen. Und das dann mit meinen Handschuhen.
Warum bin ich bloß nicht auf die Idee gekommen, die auszuziehen? Gegenüber des Ticketautomaten saßen dann auch noch zwei Bahnaufpasser, folglich mir im Rücken. So was kann ich überhaupt nicht ab. Irgendwelche hoch offiziellen Leute, die sie nun mal in der Bahn sind, die mir zu schauen. Tja, Ticket endlich bezahlt und erhalten und -
oh Wunder- auch einen Sitzplatz gefunden. So weit so gut.
Sehr gut, der Sitzplatz, wie sich zehn Minuten später rausstellen soll. Ich kriege eine SMS.
Oh super denke ich, jetzt schreibt mir meine Freundin, dass sie Zeit hat, sich mit mir in der Wartezeit zwischen meinem ersten Termin zum Karten einlesen und dem eigentlichen Termin bei meinem Therapeuten zu treffen.
Ha - von wegen, weit gefehlt. Ich schaue aufs Display -
erste Reaktion Freude, ich entsperre das Handy und klicke auf "SMS anzeigen" -
jetzt freudige Erwartung, und lese -
Schock! Damit hätte ich niemals gerechent! (Aus unterschiedlichen Gründen kann und werde ich nicht auf den Inhalt der SMS eingehen, oder auf denjenigen, der sie geschrieben hat!)
Das gibt es nicht, denke ich. Im ersten Moment will ich sofort raus aus der Bahn und schreien oder sonst was. Gut, dass ich sitze, sonst würde ich auf der Stelle umkippen. Der Stich, der da hoch kommt, ist riesig. Aber dann besinne ich mich und lese noch mal. Hab ich mich vielleicht verlesen? Nein! Hab ich nicht! Ich habs schon richtig verstanden. Ich antworte und danach setzt mein Denkapparat wieder ein. Und ich denke den Rest des Weges nur noch an die SMS. Leider stelle ich zwischendurch fest, dass das gar nicht gut in Kombination mit Autos und Kreuzungen und Ampeln ist. Und ich stelle fest, dass eine Frau hinterm Steuer ne super Reaktionszeit hat und gleichzeitig noch multitasking - fähig ist -
huup huup.
Okay, ich bin beim Kartenlesen angekommen, denke immer noch über die SMS nach, und gebe erstmal die falschen Unterlagen ab. Dann muss ich warten. Warum das so lange dauert, obwohl ich die Einzige in der Ambulanz bin, klärt sich, als mir neben meiner Karte auch noch ein neues Rezept in die Hand gedrückt wird. Das ich keins brauche, wurde einfach mal überhört.
Ich stehe wieder an der Bahn und habe jetzt drei Stunden bis zum Gespräch zu überbrücken. Meine Freundin hat sich nicht gemeldet und ich fahre nun in die Stadt rein. Ein bisschen Shopping, mit dem wenig Geld, was ich noch habe, dann setz ich mich ins Starbucks und schalte meinen Laptop ein. Mails abrufen und schreiben, hier und da nach dem Rechten gucken. Nach einer halben Stunde bittet mich der Kellner höflich, den Laden zu verlassen, oder noch etwas zu bestellen.
Ich muss fairer Weise sagen, dass er schon dreimal an meiner leeren Kaffetasse vorbei gelaufen ist.
Ich packe zusammen und stelle mich in die Kälte. Meine Ablenkung ist weg. Ich drehe meine Musik auf. Ich gehe so langsam wie möglich in Richtung Bahn, was allerdings nicht hilft, da ich, als ich dort ankomme, immer noch ein-einhalb Stunden übrig habe. Also beschließe ich kurzfristig dem Heim, in dem ich mal gewohnt habe, einen Besuch abzustatten.
Gesagt, getan! Die restliche Zeit geht schnell rum und dann mache ich mich auch schon auf den Weg zu meinem Terapeuten. Ich klingle bei ihm - und kriege gesagt, dass er heute nicht könne, wegen eines Zwischenfalls (
wofür er absolut nichts kann,
ich weiß nur noch nicht, auf wen ich sauer sein soll) und ich gleich mit einem anderen Arzt sprechen solle. Im ersten Moment will ich meine Tasche nehmen und nur noch nach Hause. Da bin ich also um halb zwölf aus meiner Wohnung, habe meine Karte einlesen lassen, bin in der Gegend rum gelaufen, habe dann doch noch jemanden besucht, bis es endlich vier war, habe eine SMS bekommen, über die ich unbedingt reden will und wo ich mich schon am reinsteigern bin, zudem hat sich während der Woche einiges angestaut.....wozu das Ganze? Um mit einem Arzt zu reden, den ich nicht ausstehen kann und mit dem ich nicht reden will?!? Kurz danach sagte dann meine Freundin ab, sie hatte keine Zeit.
Fazit:
einen kompletten Tag völlig sinnlos in der Kälte gewesen, für ein Gespräch, dass ich ganz schnell beendet habe.
SMS werde ich nie wieder freudig öffnen.